Bilderbuchstart in den Winter 2024/25

03.06.2025 | Kommentare

In meinem Kommentar in der ISR 6/24 war von vielen Unwägbarkeiten für den Beginn der Wintersaison die Rede – vor allem aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre in Bezug auf das berüchtigte Weihnachtstauwetter.

Damit war aber auch die Hoffnung auf einen positiven Start verbunden, nicht zuletzt wegen der im Vorfeld bereits absehbaren guten Buchungslage und einer doch günstigen Feiertagskonstellation in der letzten Dezember- und ersten Jänner-Woche. Und es wurde tatsächlich ein fulminanter Start dank eines Winterwetters, wie wir es schon lange nicht mehr erleben konnten. Pünktliche Schneefälle knapp vor und am 24. Dezember, somit in den meisten alpinen Gebieten weiße Weihnachten, noch erträgliche Kälte bei konstant schönem Wetter mit strahlendem Sonnenschein und – infolge der meteorologischen Temperaturumkehr – milden Temperaturen auf den Bergen sorgten für eine ausgezeichnete Stimmungslage bei Urlaubsgästen wie bei der heimischen Bevölkerung. 
Es gab dann fast alpenweit durch zwei Wochen optimale Witterungsbedingungen und perfekte Voraussetzungen für den facettenreichen Wintersport allgemein sowie für die erfreulich hohe Urlaubs-Gästezahl – kurz: Wintergenuss pur. Viele Gäste haben daher bereits bei ihrer Abreise spontan gleich ihren nächsten Weihnachtsurlaub gebucht. Der Start war somit insgesamt ein beachtlicher Erfolg. Profitiert hat nicht nur die Beherbergungsbranche aller Kategorien und die Seilbahnwirtschaft, sondern nicht zuletzt auch die Berggastronomie – das sonnige Wetter lockte einfach zum längeren Verweilen und Konsumieren. 
Nur, wir dürfen dabei eines nicht außer Acht lassen: Dass dies so verlaufen konnte, verdanken wir primär der „Versicherungspolizze“ für den Saisonstart: nämlich der von diversen Seiten nach wie vor heftig kritisierten technischen Schnee-Erzeugung. Diese hat infolge der diesmal nahezu in allen Alpenländern – bis in die vierte Januar-Woche – geringen, teilweise in vielen bekannten Top-Destinationen sogar minimalen natürlichen Schneefälle wie seit Jahren so oft nicht nur den Beginn, heuer möglicherweise sogar den weiteren Saisonverlauf gerettet.
Die Mitarbeiter der Beschneiungsmannschaften in allen Skigebieten, von den Pyrenäen bis nach Osteuropa, haben angesichts der sehr geringen Naturschneedecken hervorragende Arbeit geleistet und zusammen mit den Präparierungsteams für erstaunlich gute Pistenverhältnisse gesorgt. Ihnen gebührt jedenfalls auch seitens einer internationalen Fachzeitschrift ein großes DANKE! 
Mit anderen Worten: Ohne technische Beschneiung, rechtzeitig durchgeführt, hätte auch diesmal kein Schneesport stattfinden können; es wären vermutlich nur „Aussichtsbahnen“ von den gebuchten Urlaubsgästen – und das entsprechend frustriert – genutzt worden. Dies sollte immer wieder und nachhaltig in allen Medien den Gästen als auch der Öffentlichkeit kolportiert werden! Schneesicherheit ist nun einmal die wichtigste Grundvoraussetzung und unverzichtbar für ein pulsierendes Wintersportgebiet. Da führt kein Weg vorbei – bei aller Polemik zu diesem Thema vielerorts! Sie stellt jedenfalls bei einer breiten Anzahl von Kri­terien für die Auswahl eines Skigebiets bzw. eines Urlaubsorts auch das wichtigste Kriterium dar; im Vergleich dazu viel weniger wichtig ist die Anzahl der Pistenkilometer. Hingegen kommt der Gastronomie am Berg eine oft unterschätzte Bedeutung zu. Letztlich entscheidend ist aber ein insgesamt gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Möglichkeit der technischen Beschneiung ist ökonomisch und ökologisch für die Seilbahnbranche auch die große Chance, um sich dem Klimawandel anzupassen; sie ist zudem nachhaltiger und umweltfreundlicher als üblicherweise angenommen bzw. erwartet. Leider werden diesbezügliche Anstrengungen und Maßnahmen der Branche – wie vor kurzem Anna Amacher Hoppler in ihrem Referat im Rahmen der Schweizer Seilbahntagung feststellte – zu wenig wahrgenommen, nicht zuletzt auch von den Schneesportlern selbst. Hier besteht von Seiten der Seilbahnunternehmen offenbar ein deutliches Kommunikationsproblem, das möglichst rasch proaktiv – auch von ihren Verbänden – anzugehen wäre, nach dem Motto: „Tue Gutes und sprich darüber“. 
Fazit: Wie die bisher vergangenen Wochen zeigen, ist das Interesse am Wintersport und am Winterurlaub nach wie vor gegeben, wobei Skifahren und Snowboarden Kernprodukte bleiben. Einige aktuelle Befragungen kommen sogar zu dem Schluss, dass es, ungeachtet der aktuellen preislichen Entwicklungen, beim Winterurlaub eine gewisse Tendenz nach oben gäbe. Das größere Problem ist jedoch, wie wir einerseits Kinder und Jugendliche in den urbanen Gebieten, vor allem mit Migrationshintergrund, nachhaltig zum Schneesport bringen und wie wir andererseits die demografische Entwicklung der nächsten Jahre bewältigen werden – Diskussionsstoff gibt es in beiden Fällen mehr als genug.

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