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Viele Skigebiete wären sonst überhaupt nicht in Betrieb gegangen. Was das heißt, braucht man nur in den Analen zurückblättern und landet Mitte der 1970er-Jahre in den Südtiroler Dolomiten. Z. B. waren im Grödental alle Skigebiete, die Skischulen, Hotels, Gastgewerbebetriebe etc. über die Wintersaison geschlossen, somit gab es keine Umsätze und keine Wertschöpfung in der Region. Ein „Heer“ von Arbeitslosen fiel dem Land Südtirol zur Last und musste finanziell gestützt werden. Das war für die Südtiroler Landesregierung letztlich der Startschuss für entsprechende Förderungen beim Bau von Anlagen zur großflächigen Beschneiung der Skipisten. Erst viel später kam es in Tirol, in der Schweiz – ausgenommen Savognin – in Deutschland etc. zum „Aufwachen“, dass man eben die Natur gegebenenfalls überlisten müsse.
Zum Zeitpunkt meines Kommentars in der letzten ISR-Ausgabe 1/25 konnte man Mitte Jänner 25 noch auf entsprechend ergiebige Schneefälle im weiteren Saisonverlauf hoffen. Doch wir wurden eines Besseren belehrt: sie blieben bis Mitte März weitgehend aus. In den meisten Skigebieten zeigte alpenweit dieser meteorologische Winter von Dezember 2024 bis 1. März 2025 daher ein atypisches Bild: er war in den Höhenlagen nicht nur ungewöhnlich mild, sondern seit Jahrzehnten der trockenste überhaupt. Naturschnee war ausgesprochene „Mangelware“. Bei den sonnseitig gelegenen Skipisten dominierten links und rechts der Pisten kaum geschlossene Schneedecken, sondern braune und steinige Flächen mit hohem Gefährdungspotential für die Schneesportler. Abonnierte Tourengeher wurden zwangsweise zu Pistengehern und schätzten dann die perfekt präparierten Skipisten. Da die Struktur des technischen Schnees resistenter als Naturschnee gegenüber direkter Sonneneinstrahlung ist, litt die Qualität der Skipisten kaum.
Die Trockenheit fiel besonders im Februar extrem auf. Bundesweit gab es z. B. in Österreich im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991 bis 2020 ein Minus von 66 %, in den Ötztaler Alpen, Messstation Obergurgl auf 1992 m, sogar ein Minus von 91 %. Bei der bekannten Nordkette oberhalb von Innsbruck, normal ein schneereiches Gebiet, können sich keine Einheimischen je an eine so karge Schneedecke und weitgehend apere Landschaft erinnern.
Verbreitet sind im Februar zwischen 50 und 70 % weniger Niederschläge gefallen als sonst üblich. Dafür gab es beim Sonnenschein ein deutliches Plus von etwa 50 bis 60 % gegenüber einem typischen Februar. Das trug natürlich zur positiven Stimmungslage bei den Schneesportlern bzw. Urlaubsgästen erheblich bei.
Ein kurzes Schnee-Gastspiel des Winters Mitte März, z. B. in den Dolomiten und Karawanken, machte „das Kraut auch nicht mehr fett“, denn die meisten Skigebiete im Dolomiti Superski-Verbund schlossen – nicht nur wegen des späten Ostertermins – den Wintersportbetrieb mit 6. April 25. Für etliche niedrig gelegene Skigebiete in den Alpen, speziell ohne effiziente Beschneiung, war der „Schatten des Winterendes“ aber schon wesentlich früher spürbar; diese konnten zum Teil nur wenige Wochen in Betrieb sein und mussten Negativ-Rekorde in Kauf nehmen.
Wie immer wird die endgültige Rechnung erst am Ende der Saison gemacht. Bei der Jubiläumsveranstaltung der 25. Interalpin in 50 Jahren im Mai 2025 wird es dann die endgültige Bilanz über den Winter 2024/25 geben. Schon jetzt steht erfreulicherweise fest, dass diese für die meisten, vor allem höher gelegenen Skigebiete, positiv ausfallen wird, zum Teil mit neuen Rekorden, wie z. B. bei Frequenzen und Umsätzen in vielen Skigebieten von Dolomiti Superski.
Also: ein Winter, der über weite Strecken eigentlich nicht einer war. Dem Wintersportpublikum störten diese meteorologischen Ausritte offensichtlich wenig. Denn, die Auslastung der touristischen Betriebe und die Frequenzen auf den Skipisten zeigen insgesamt ein sehr positives Bild. Von der laufend medial kolportierten Skimüdigkeit war nichts zu spüren; im Gegenteil der Wintertourismus legte 24/25 noch einmal zu. Der Zuwachs z. B. in Österreich ergab sich durch eine höhere Gästezahl aus dem Ausland und einen etwas niedrigeren Anstieg der einheimischen Nächtigungsgäste; dies trotz einiger wirtschaftlicher Sorgen. Der Schneesport stößt Gott sei Dank für viele in Deutschland, der Schweiz, in Österreich, aber auch in Großbritannien, Niederlande, Belgien, Polen, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien etc. noch immer auf eine breite Resonanz.
Dr. Helmut Lamprecht