2. AlpenKlimaGipfel zwischen Desinformation, Innovationskraft und der Einsicht „Niemand ist machtlos“

16.06.2025 | Slider

Die zweite Auflage des 2024 ins Leben gerufene Dialogformats AlpenKlimaGipfel ging erfolgreich zu Ende. Auch der zweite Tag, am 5. Juni, bot fachlich fundierte Diskussionen, praxisnahe Einblicke und emotionale Apelle. In Summe gab es 13 Diskussionen und Vorträge mit rund 42 Expert:innen. Rund 150 Fachleute und Interessierte besuchten den AlpenKlimaGipfel. Die nächste Auflage ist bereits für 2026 in Planung.

Felix Windegger (Sozialwissenschaftler am Center for Advanced Studies von Eurac Research in Bozen) eröffnete den zweiten Tag mit der repräsentativen Studie „So denkt Südtirol“. Im Fokus der Studie, für die über 1.000 Personen interviewt wurden, standen die emotionalen Reaktionen auf die Klimakrise. „In Südtirol ist die Besorgnis aufgrund der Klimakrise stark ausgeprägt. Am meisten Angst hat die Bevölkerung vor Trockenheit, Wassermangel, Starkregen und Überschwemmungen, aber auch vor Gletscherschwund“, resümiert Windegger.

Wie Klimadesinformation unsere Zukunft gefährdet

Im renommierten Nachrichten-Podcast des STANDARD „Thema des Tages“ ging Zsolt Wilhelm gemeinsam mit Cathleen Berger von der Bertelsmann Stiftung auf knapp 3.000 Metern Höhe der Frage auf den Grund „Ist der Klimaschutz tot, sind die Klimaleugner am Vormarsch?“. „Desinformationskampagnen werden meist erst bemerkt, wenn sie sich bereits weit verbreitet haben – sie im Vorfeld zu stoppen, ist schwierig, weil es auf sozialen Medien kaum journalistische Barrieren gibt. Die Inhalte sind oft stark emotionalisiert, manipulativ und basieren auf gezielt ausgewählten Daten“, führte Berger aus. 

Live-Experimente im höchsten TV-Studio der Alpen

Ein humoriges Highlight des zweiten AlpenKlimaGipfels war der Wissenschaftstalk der Streamingplattform JOYN mit SPIEGEL Bestseller Autor Jan Hegenberg („Klima Bullshit Bingo“ und „Weltuntergang fällt aus“) und Konrad Stöckel. Unter der Moderation von Claudia von Brauchitsch (Anchorwoman der Sat.1-newstime) veranschaulichte Stöckel in Live-Experimenten die Phänomene der Luftströmung hautnah und sorgte für zahlreiche Lacher im höchsten TV-Studio der Alpen.

Was macht die Klimakrise mit unserer Gesundheit

Zum Thema Gesundheit in der Klimakrise fand sich der 2. Vorstandsvorsitzender der KlimaDocs Jens Ulrich Rüffer auf der Zugspitze ein: „Ich stelle mir die Frage, wie sich Klimaveränderungen und Hitzewellen beispielsweise auf Krankheitserreger auswirken. Ein Beispiel: Wo werden wieder Malariagebiete entstehen? Wichtig ist aber auch, zu vermitteln: Machtlos ist eigentlich niemand. Es geht darum, aufzuzeigen, wo ich als ,einfacher’ Mensch ansetzen kann, um etwas für mich und das Klima zu tun. Wir müssen unsere eigene Ermächtigung wiedererkennen.“ Im Gespräch mit Tobias Hipp (Deutscher Alpenverein) und Christine Busch (Geschäftsführerin von CIPRA Deutschland) und Johanna Schumann (Nachhaltigkeitsmanagerin SIS | DSV) betonte auch Heinz Fuchsig (Umweltmediziner und Umweltreferent der Österreichischen Ärztekammer), dass aufgrund von immer häufiger auftretenden Extremwettersituationen eine „mentale Vorsorge“ wichtig sei, also Menschen zu schulen und auf Extremereignisse vorzubereiten. Schumann schlug in dieselbe Kerbe: „Ich bin der Meinung, dass der psychische Druck auf viele Menschen spürbar steigt. Die Planbarkeit nimmt ab, die Unsicherheit wächst und oft besteht auch Angst vor der Veränderung. Das kann stark belasten.“

Tourismus, Landwirtschaft und Wirtschaft im Klimafokus

Neben der Tiroler Zugspitz Arena tritt auch die Lebensraum Tirol Gruppe mit ihren drei Tochterunternehmen – Agrarmarketing Tirol, Standortagentur Tirol und Tirol Werbung – als Gastgeber des AlpenKlimaGipfels auf. In drei Fachpanels diskutierten hochkarätige Expert:innen aus Tourismus, Landwirtschaft und Wirtschaft über Anpassungsstrategien und daraus resultierenden Risiken und Chancen: 

So tauschten sich im Rahmen des Tourismuspanels „Klima & (Tourismus-)Wirtschaft – wie sich der alpine Tourismus neu erfindet”  Reinhard Klier (Seilbahnsprecher Tirol), Michaela Gasser-Mark (Beraterin für touristische Nachhaltigkeit, Klimawandelanpassung und Projektumsetzung), Martina Hollenstein Stadler (Geschäftsführerin und Partnerin Mounteco GmbH) und Gerhard Eichhorn (Nachhaltigkeitskoordinator TVB St. Anton am Arlberg) über den Tourismus und den Klimawandel aus. Klier führte aus: „Es braucht nicht das ganz große Neuerfinden, wir müssen uns jedoch mit jedem Wandel, also auch mit dem Klimawandel, mitverändern. Natürlich haben wir noch Verbesserungspotential, wir fangen aber nicht bei Null an. Die Skibusnutzung hat beispielsweise schon lange vor dem ‚Nachhaltigkeitsbewusstsein‘ begonnen. Nach Tirol könnten außerdem theoretisch 90 % der Gäste mit dem Zug anreisen, hier gibt es noch Luft nach oben.“

Um regionale Kreislaufwirtschaft und eine zukunftsfitte, alpine Landwirtschaft ging es im Panel „Dürre, Frost & Starkregen: Wie die alpine Landwirtschaft zukunftsfit bleibt“: Christian Partl (Tiroler Genbank) und Till Rehm (Umweltforschungsstation Schneefernerhaus GmbH) diskutierten mit Gemüsebauer Romed Giner und Verena Radinger-Peer (BOKU Wien) über bedrohte Ernten, Wasserknappheit und konkrete Handlungsfelder. „Der Blick nach Meran zeigt, welche Kulturen auch bei uns künftig gut gedeihen könnten. Zucchini etwa bauen wir in Tirol bereits seit über zehn Jahren an – eigentlich eine mediterrane Frucht“, so Giner.

Das Wirtschaftspanel „Klimawandel als Wirtschaftsturbo: Ist die grüne Wende ein Garant für schwarze Zahlen?“ versammelte den Deutschen Nachhaltigkeitsexperten Christian BergSimon Meinschad (Geschäftsführer von hollu Systemhygiene GmbH), Elsa Ventruba (Universität Innsbruck und Projektmitarbeiterin MountResilience) sowie live zugeschaltet die renommierte Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert.

Martin Reiter (Vorsitzender der Geschäftsleitung der Lebensraum Tirol Gruppe), hält fest: „Der Klimawandel verändert die Rahmenbedingungen für Wirtschaft, Tourismus und Landwirtschaft massiv. Gemeinsam mit unseren Tochtergesellschaften Standortagentur Tirol, Agrarmarketing Tirol und Tirol Werbung ist es für uns daher von großer Bedeutung, das Thema auf breiter Basis zu besprechen und uns in Sachen Klimawandel bestmöglich zu engagieren. Der AlpenKlimaGipfel hat dafür die Weichen gestellt.”

„Der zweite AlpenKlimaGipfel hat einmal mehr renommierte Wissenschaftler und Klima-Fachleute zusammengebracht und für regen Austausch gesorgt. Wir möchten dieses Format im kommenden Jahr weiterführen, um auch künftig eine Plattform des Klimadialogs bieten zu können“, resümiert Gastgeber und Obmann der Tiroler Zugspitz Arena Theo Zoller.

Informationen zum AlpenKlimaGipfel finden Sie hier: www.alpenklimagipfel.jetzt.

Ausgewählte Paneldiskussionen sind hier zum Nachschauen verfügbar: www.vimeo.com/alpenklimagipfel 

Der AlpenKlimaGipfel wird auch 2025 wieder nach den Kriterien von „Green Event Tirol basic“ organisiert.

Über den AlpenKlimaGipfel

Der AlpenKlimaGipfel ist eine interdisziplinäre Dialogplattform zum Thema Klimawandel im alpinen Raum. Ziel ist es, Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesundheit, Sport, Medien, Politik und Zivilgesellschaft zu vernetzen, fundierte Informationen zugänglich zu machen und konkrete Lösungsansätze zu diskutieren. Rund um die Organisation wurde ein Team aus Vertreter:innen verschiedener Disziplinen gebildet, die ein hochwertiges Programm garantierten. Teil dieses Teams sind u.a. PD Dr. Mag. Mag. Andrea Fischer (Wissenschaftlerin am Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der ÖAW, Glaziologin, Wissenschaftlerin des Jahres 2023) und Univ.-Prof. Dr. Ralf Roth (Leiter des Instituts für Outdoor Sport und Umweltforschung der Deutschen Sporthochschule Köln, Initiator des D-A-CH Netzwerks „Klima.Sport.Schnee“).

Gastgeber des AlpenKlimaGipfels sind die Region Tiroler Zugspitz Arena und die Tiroler Zugspitzbahn, unterstützt durch die Lebensraum Tirol Gruppe sowie deren Tochtergesellschaften Tirol Werbung, Standortagentur Tirol und Agrarmarketing Tirol. Der AlpenKlimaGipfel wird von Partnern wie der Elektrizitätswerke Reutte (EWR-Energie) und der Plansee Group unterstützt.

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