Eine der vier Kabinen der nostalgischen Laber-Bergbahn bei der Bergstation.
Foto: Roman Gric
Oberammergau in den Ammergauer Alpen ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Weltbekannt sind die Oberammergauer Passionsspiele. Die Dorfbewohner Oberammergaus stellen die letzten fünf Tage im Leben Jesu in einer mehrere Stunden dauernden Aufführung nach. Seit 1680 werden die Passionsspiele in einem zehnjährigen Rhythmus veranstaltet, in der Regel im letzten Jahr eines Jahrzehnts. Die für 2020 vorgesehene Aufführung musste wegen der Coronavirus-Pandemie auf 2022 verschoben werden.
Als nach dem 2. Weltkrieg im benachbarten Garmisch-Partenkirchen schon mehrere Bergbahnen in Betrieb waren, beschlossen im Jahr 1955 einige Ammergauer Bürger zur Förderung des Fremdenverkehrs den Bau einer Seilbahn auf den Laber. Aus diesem als „Balkon der Voralpen“ bezeichneten, 1.684 m hohen Berg eröffnen sich einzigartige Aussichten auf das Ester- und Wettersteingebirge und auf die Ammergauer Alpen. Der Laber ist heute auch Ausgangspunkt von fünf markierten Wanderwegen, zum Besuch lockt auch das Gipfelrestaurant mit 150 Plätzen auf der Terrasse und 50 im Lokal. Der Laber gilt auch als Eldorado für die Gleitschirm- und Drachenfleger.
Mit dem Bau der Seilbahn wurde die verhältnismäßig weniger bekannte und seit langem untergangene Firma Peter Seilbahnen aus Garmisch-Partenkirchen beauftragt. Nach der bis heute in Betrieb stehenden Graseckbahn in Garmisch-Partenkirchen und nach der Kranzberg-Gipfelbahn in Mittenwald (beide wurden als Pendelbahnen ausgeführt) war die am 21. Februar 1957 eröffnete Laber-Bergbahn die dritte Seilbahn dieses Herstellers. Schon damals verband sie die Vorteile der Pendelbahnen mit jenen der Umlaufbahnen. Auf der 2 km langen Trasse verkehren vier Wagen für je elf Personen im Umlaufbetrieb. Die klassischen Pendelbahn-Laufwerke dieser Bahn mit acht Laufrollen fahren auf dem Tragseil und sind mit dem Zugseil mittels Vergussmuffen fix verbunden. Die Zugseilschleife besteht somit aus vier etwa je einen Kilometer langen Stücken. Auch wenn heute die 3S-Seilbahnen über bis zu 35er-Kabinen verfügen, galt vor über 60 Jahren eine Kabine für elf Personen schon als eine Großkabine.
Einzigartig ist die Umlenkung der Kabinen bzw. der Laufwerke um 180º in beiden Stationen. Jede Kabine wird, nachdem sie auf eine Tragschiene eines Schwenkarms aufgefahren ist, um die Zugseilumlenkscheibe in der Talstation (bzw. um die Zugseilantriebsscheibe in der Bergstation) geschwenkt und auf das andere Tragseil überführt. Der mit der Umlenkscheibe koaxial angeordnete Tragarm wird vom Zugseil mitgenommen und nach dem Ablaufen der Kabine durch einen gewichtsbelasteten Seilzug wieder in die Einfahrtstellung zurückgeführt. Ein Ablaufen des Laufwerks von der Schwenkarmschiene ist geometrisch unmöglich, solange der Kraftschluss zwischen Zugseil und Umlenkscheibe besteht. Wesentlich ist natürlich die Überwachung der richtigen Position des Schwenkarmes vor der Einfahrt der nächsten Kabine. Ein Rücklauf der Bahn, bzw. eine Umlenkung der Kabine in Gegenrichtung ist im Regelbetrieb nicht möglich. (Quelle: Glasers Annalen, Zeitschrift für Eisenbahnwesen und Verkehrstechnik, Bericht: „Neue deutsche Seilschwebebahnen“, Juli 1957)
Auch wenn das System und das Outfit der Bahn im Originalzustand geblieben sind, wurden schon viele Anlagenteile erneuert und ersetzt. So wurden im Jahr 2002 beide Tragseile ausgetauscht, in den Jahren 2004 und 2005 auch beide Stützen. Vor allem der Neubau der Portalstütze in Bahnmitte, wo sich systembedingt immer zwei der vier Kabinen befinden und außer Betrieb auch stehen bleiben, war eine Herausforderung. Es war nötig, die Fundamente der neuen Stütze zu verschieben und dabei die Stützenposition zu erhalten. Dies war nur so möglich, dass die alte Stütze senkrecht stand, wogegen die neue Portalstütze in die Resultierende der Seilkräfte schräg steht, und somit befinden sich die Tragseilschuhe wieder praktisch in der Bahnmitte. Im Herbst 2011 erhielt die Bahn neue Zugseile und im November 2012 wurde der elektrische Antrieb modernisiert.
Weitere Quelle: https://www.laber-bergbahn.de/
TECHNISCHE DATEN
Großkabinen-Zweiseilumlaufbahn Oberammergau – Laber
Seehöhe Talstation | 900 m |
Seehöhe Bergstation | 1.684 m |
Schräge Länge | 2.021 m |
Höhenunterschied | 784 m |
Stützenanzahl | 2 + 1 Kuppengerüst |
Tragseildurchmesser | 25,5 mm |
Zugseildurchmesser | 19,0 mm |
Antrieb | Berg |
Motorleistung | 98 kW |
Zugseil-Spanneinrichtung | Tal |
Tragseil-Spanneinrichtung | Tal |
Kabinenanzahl | 4 |
Kabinenfassungsraum | 11 Personen |
Max. Fahrgeschwindigkeit | 6,0 m/s |
Max. Förderleistung | 130 P/h |
Hersteller und Baujahr | Peter Seilbahnen, 1955 – 57 |